Einmal mehr nutzte der Industrieverein Langenfeld die historischen Gebäude der Fa. Becker und Bernhard an der Hitdorfer Straße für seine Mitgliederversammlung. Gastgeber Daniel Dorsch, Geschäftsführender Gesellschafter von Becker & Bernhard, begrüßte die rund 100 Gäste und IVL-Mitglieder. Der Saal war vorweihnachtlich geschmückt, Schoko-Nikoläuse als Appetithappen auf den Tischen. Vorsitzender Michael Becher erinnerte beispielhaft an die vielfältigen Veranstaltungen des Vorjahres, vom Vortrag über das Citymanagement, Betriebsbesichtigungen, die Riga-Reise, die Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten bis zum Sommerfest beim Wasserski – mit fast 250 Gästen das alljährliche Highlight – und den verschiedenen Vorbereitungen auf die A59-Sperrung. Dabei gab es eine gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. „Auch die Zukunft enthält vielfältige Herausforderungen für die Mitglieder“, ahnt Becher, von den Baustellen auf den lokalen Autobahnen, dem anstehenden Neubau der Eisenbahnbrücken, oder den allgemeinen wirtschaftlichen Problemen der Firmen. Ganz konkret hofft der IVL auf eine intensivere Zusammenarbeit der Kommunen im Südkreis Mettmann, um Themen wie die medizinische Notfallversorgung oder die Wasserversorgung vor Ort gemeinsam anzugehen. Auch bei der Lösung des vor Ort zunächst gescheiterten Projekts Philipp-Reis-Straße möchte der IVL eingebunden werden.
Die Vorstandswahlen bewiesen anscheinend große Zufriedenheit mit den Akteuren. Sowohl der Vorsitzende Becher, wie sein Vertreter Jörg Wiel, der Kassierer, der Schriftführer und die Beisitzer wurden ohne Gegenstimmen wiedergewählt. Der Kassenbericht zeigte eine erfreuliche Folge der Erhöhung der Mitgliederbeiträge. Die formelle Mitgliederversammlung war nach etwas mehr als einer Stunde beendet.
Als folgenden Gastredner war es gelungen, Peter Adrian zu gewinnen. Der Trierer ist Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und sprach unter der Überschrift „Herbst der Reformen“ zur aktuellen Situation der Deutschen Wirtschaft. Seine Einschätzungen begannen mit dem Verweis auf die „geopolitische Neuordnung“, deren Zeuge wir werden, vom Ukraine-Krieg, den USA-Auffälligkeiten, über die französische Innenpolitik bis zur fragilen Sicherheitslage durch Luftraumverletzungen. Bei den in Deutschland für den Herbst versprochenen Reformen gebe es zwar erste positive Signale, aber die programmatisch/ideologische Unvereinbarkeit zwischen den Regierungsparteien werde zunehmend erkennbar. Die bereits sichtbar nicht gehaltenen Versprechungen (Stromsteuer, Heizungsgesetz, Verschuldung) führen „beim Volk“ zu Vertrauensverlusten. Der Umbau sozialpolitischer Leistungen müsse erreichen, „dass diese nicht zum Missbrauch einladen“. Soziale Gerechtigkeit heiße nicht, dass an alle dasselbe verteilt wird, sondern Chancengleichheit. Entbürokratisierung sei versprochen; Adrian plädiert für einen Staat, der ein Grundvertrauen gegenüber seinen Bürgern habe.
Die Bundesrepublik sei noch die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, aber „Deutschland bremst sich aus“. Adrian nennt auch Gründe; der Anstieg der Teilzeitarbeitenden stieg von 30 auf 40 Prozent, die höchste Steuerlast aller OECD-Staaten, die Deutschen arbeiten 70 Stunden jährlich weniger als der EU-Durchschnitt, das Bruttosozialprodukt wächst seit drei Jahren nicht mehr, im Vorjahr gab es mit 22.000 Insolvenzen einen neuen Höchststand.
Als Lösungen empfiehlt Peter Adrian: Marktmechanismen statt staatlichen (Über)Regulierungen, verstärkte internationale Zusammenarbeit, und beim Sonder-Thema „Klima“ das Ablegen der ideologischen Scheuklappen. In der Diskussion wurde erkennbar, dass Schäden bereits jetzt zu erkennen sind. Fazit: Nur eine florierende Volkswirtschaft kann die zur Bewältigung der erkennbaren Probleme die notwendigen Mittel bereitstellen.
Text & Fotos: Martin Mönikes

