Die Corona-Krise veranlasste den Langenfelder Industrieverein zunächst zum Versuch, den in diesen Zeiten unbedingt notwendigen Austausch der Vorstandsmitglieder mittels Video-Konferenz zu ermöglichen. Für die Chefs oder Mitarbeiter weltweit agierender Unternehmen war das kein Problem; die übrigen Herren überraschten mit einer steilen Lernkurve. In Einzelfällen half Vorsitzender Gerhard Witte eigenhändig, die häusliche Technik der Analog-Mitglieder zu optimieren. Erschwerend dabei die Erkenntnis, Video-Kameras gibt es frühestens wieder im Mai.
Die ersten Versuche im Vorstand waren so ermutigend, dass Witte alle Vereinsmitglieder einlud, am Donnerstagabend an einer Konferenz mit Bürgermeister, Stadtkämmerer, Sparkassenchef, Steuerberater, Wirtschaftsförderung, Arbeitsagentur usw. teilzunehmen, um aus erster Hand Infos zu erhalten und Fragen zu stellen. Fast 70 Teilnehmer wählten sich ein, ein halbes Dutzend folgte dem rund einstündigen Austausch per Telefon. „Die Anzahl entspricht in etwa den üblichen Teilnehmern, es waren sogar Gäste dabei, die wir kaum bei unseren Stammtischen sehen“, zeigte sich Witte überrascht von der großen Beteiligung.
Bürgermeister Frank Schneider beschrieb die lokale Situation, Zahl der Erkrankten (51) und Quarantänepflichtigen (rund 300) und die sich immer wieder verändernden Regelungen für den Einzelhandel. Dirk Abel, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse, beantwortet spezielle Fragen zu den KfW-Mitteln, die man auch vorsorglich beantragen kann, um sie ggf. einzusetzen. Deutlich wurde, dass nicht alle Banken mit dem Thema „Bürgschaft“ einheitlich umgehen. Steuerberater Jörg Wiel warnte vor einem zu frühen Antrag auf Stundung von Sozialbeiträgen, wenn nicht tatsächlich eine von Corona verursachte finanzielle Notlage vorliegt, Stichwort: Subventionsbetrug. Stadtkämmerer Thomas Grieger liegen bis jetzt 25 Stundungsanträge über rund 300.000 € Gewerbesteuer vor, aber „das wird deutlich mehr, nächster Steuertermin ist erst im Mai“. Primär sind die Steuerberater mit dem Kurzarbeitergeld beschäftigt. Karl Tymister, Chef der Bundesagentur Mettmann, machte deutlich, dass auf Kurzarbeitergeld ein Rechtsanspruch besteht, „die Mittel sind nicht begrenzt“.
In der Fragerunde dreht es sich primär um die Situation des örtlichen Einzelhandels und dessen in allen sozialen Kanälen kommunizierten Bemühungen, Kunden durch Außer-Haus-Verkauf zu halten. Der Wunsch, über eine städtische Plattform solche Infos weiterzugeben, ist nicht so schnell umzusetzen. Allerding zielt die von der Wirtschaftsförderung angestrebte Erweiterung des „Stadtschlüssels“ in genau diese Richtung. Die letzte Frage galt der Lebensmittelversorgung. „Alles ist ausreichend vorhanden“, so Heinz Hövener, Eigentümer der beiden EDEKA-Frischemärkte.