Industrieverein besucht LVR-Klinik

Langenfeld. Mit aktuell 1.080 Mitarbeitern ist die Klinik des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) der größte Arbeitgeber in der Posthornstadt. Was auf dem ca. 50 Hektar Gelände an der Kölner Straße in der vor mehr als 100 Jahren gegründeten – früher Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen genannten- Klinik geschieht, ist wenigen bekannt. Gründe genug für den Industrieverein Langenfeld, seinen März-Stammtisch beim langjährigen Vereinsmitglied abzuhalten.

Vorstandsvorsitzender der LVR-Klinik und Kaufmännischer Direktor Holger Höhmann, ein Langenfelder Urgestein, begrüßte rund 80 Gäste im historischen Festsaal. Er informierte in einer umfassenden PowerPoint Präsentation über die Behandlungsangebote und medizinischen Fachgebiete der Einrichtung für Psychiatrie und Psychotherapie am bekannten Standort und in den Tageskliniken und Ambulanzen. Dazu gewährte er Einblicke in den Klinik-Alltag: Die Fall- und Patientenzahlen für die rund 90 Ärzte und 450 Pflegekräfte steigen kontinuierlich, die durchschnittliche Verweildauer sinkt. Die Kosten für die Unterbringung und medizinische Betreuung der Patienten erstatten Krankenkassen bzw. die Landeskasse; Bauvorhaben finanziert der Landschaftsverband Rheinland für seine kliniken über Kreditmittel. Höhmann erwähnte auch Probleme wie die zunehmende Dokumentationspflicht, hunderte anhängende Streitigkeiten bei Sozialgerichten, fehlenden Medizinernachwuchs und das Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung der Patienten, gerichtlich verfügter Behandlungen und dem gesellschaftlichen Auftrag der Psychiatrie.

Chefärztin Prof. Dr. Birgit Janssen ging in ihrem Kurzvortrag „Depression in der modernen Arbeitswelt“ auch auf die Frage „Junge Arbeitnehmer in der neuen, digitalen Arbeitswelt vs. Erwartungshaltung alter Chefs“ ein. Sie beschrieb beispielhaft die im beruflichen Alltag erkennbaren systemischen und individuellen Risikofaktoren, wie permanente Veränderungen, ständige Erreichbarkeit, Anonymisierung, und Perfektionismus oder mangelnde Fähigkeiten. Die Referentin machte deutlich, dass eine andauernde Überforderung letztendlich zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen kann. Für Arbeitgeber sei es wichtig, Störungen/Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und die richtige Reaktion zu zeigen. Janssen plädierte für ein ausgewogenes Vorgehen zwischen Verständnis und Entlastung bzw. Anforderung und Aktivierung. Mit großem Interesse vernahmen die Arbeitgeber das Konzept des Betriebsnahen Versorgungs-Netzwerkes (BVN), mit dem zeitnah niederschwellig, ambulante (Erst)Hilfe möglich ist.

Dass Interesse der IVL-Mitglieder an dem Thema war erkennbar so groß, dass Holger Höhmann für die Personalfachleute der Langenfelder Betriebe eine halbtägige Schulung anbot. Nicht nur dafür sondern auch für die freundliche Bewirtung beim abschließenden Gedankenaustausch bedankte sich IVL-Vorsitzender Gerhard Witte nachdrücklich.

Text: Martin Mönikes, Fotos: Gerhard Witte

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