Mitgliederversammlung am 14.11.2023

Michael Becher, der bisherige Vorsitzende wird den Langenfelder Industrieverein weitere zwei Jahre führen. Der 53-jährige Geschäftsführer einer Immobilienverwaltung wurde von den rund 90 anwesenden Mitgliedern im Carl-Becker-Saal einstimmig wiedergewählt. Auch die weiteren Vorstandspositionen blieben fast unverändert (s. Info)

Zu Beginn hatte der Hausherr, Daniel Dorsch, der Geschäftsführende Gesellschafter der Becker und Bernhard GmbH & Co, die Gäste in historischen Saal begrüßt. Weckmänner auf den Tischen und der teilweise illuminierte Garten schufen einen fast vorweihnachtlichen Rahmen. Mit einem herzlichen Dankeschön und einem Satz Langenfelder Briefmarken wurde Klaus Geusen nach 25 Jahren aus dem Vorstand verabschiedet. Becher erinnerte daran, dass Geusen schon damals zu den Initiatoren zählte, die den Stadtrat zu einer Senkung der Gewerbesteuer veranlassten. Nachvollziehbar schlug der Vorsitzende den Bogen zur aktuellen Situation. Der IVL-Vorstand bat nämlich am Vortag die Fraktionsvorsitzenden in einem offenen Brief, mit Blick auf die angedachte Erhöhung kommunaler Steuersätze zunächst die geplanten Ausgaben kritisch zu hinterfragen.

Becher erinnerte in seinem Rückblick an die gelungenen Stammtisch-Termine in verschiedenen Langenfelder Unternehmen, die intensive Informationsreise nach Hamburg und die Mitwirkung beim Stadtjubiläum, konkret das identitätsstiftende Sponsoring für das Kasalla-Konzert. Kassierer Peter Backes nannte die Ein- und Ausgaben und einen Kassenbestand von rund 80.000 Euro.

Die Sorge um den Bestand der Krankenhäuser in der Region veranlasste den Verein, sich von Sabine Mischker und Ira Stemmermann von der Bergischen Krankenkasse über die möglichen Folgen und Szenarien der geplanten Krankenhausreform informieren zu lassen. Nach Erklärung der Begriffe wie Bettenzahl, Fall- oder Vorhaltepauschalen, Zwei-Säulen-Modell und den verschiedenen Krankenhaus- Levels bleibt nach Ansicht der Referenten festzuhalten: „Es wird zu schnell und – besonders stationär – zu viel operiert“, es ist zu wenig Geld im System, und angestrebt werden müsse „Qualität statt Quantität“. Ihre Simulation der angeblich gesicherten Not- und Nahversorgung nach Schließung einzelner Kliniken im Umfeld wirkte allerdings nicht überzeugend. Bürgermeister Schneider kam in seinem folgenden Vortrag über die zukünftigen Herausforderungen seiner Verwaltung zur Folgerung „Die Gespräche mit der GFO sind noch nicht abgeschlossen; aktuell ist die medizinische Versorgung im Kreis nicht gesichert“.

Vorher hatte Schneider die Haushaltslage der Kommunen nicht nur in Langenfeld als „nie so schlecht wie jetzt“ beschrieben. Er dankte dem IVL ausdrücklich für seine mahnenden Worte; beim Rat sehe er leider „keine Bereitschaft zu sparen“. „Rot/grün fragt nur, wie hoch müssen wir die Steuern anheben, um unsere Wünsche zu erfüllen, die anderen drei zeigen und finden keine einheitliche Meinung“. Beispielhaft nannte der Verwaltungschef, dass allein die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst die Stadt jährlich sechs Millionen kosten, Der Haushalt 2024 wird vermutlich mit einem 33-Millionen Defizit eingebracht, bis 2027 sind Kredite bis zu 70 Millionen Euro notwendig. Schneider animierte die IVL-Mitglieder den jetzt folgenden Etatberatungen im Haupt- und Finanzausschuss und im Rat über die Streaming-Dienste zu folgen, um sich einen eigenen Eindruck über die Arbeit des Rates zu verschaffen.

Zuletzt gab Schneider ein Up-date zu den Flüchtlingszahlen: Es sind 755 Flüchtlinge und 123 Ukrainer untergebracht. 208 der Flüchtlinge sind „geduldet“. 870 Unterbringungsplätze hat die Stadt; weitere Bauten sind in Planung. 25-30 Flüchtlinge werden der Stadt wöchentlich zugewiesen. Schneider räumt ein „Die Stimmung in der „normalen“ Bevölkerung ist gekippt“.

Es gab also reichlich Stoff für die anschließenden Gespräche im „gemütlichen Teil“.

Info

Der IVL hat aktuell 180 Mitglieder. Der geschäftsführende Vorstand besteht neben dem Vorsitzenden aus seinem Stellvertreter Jörg Wiel, Schriftführer Clemens Schmees und Kassierer Peter Backes. Im erweiterten Vorstand ersetzt Oliver Torée. Klaus Geusen.

 

Die Fotos zeigen den Blick in den Saal, in den illuminierten Garten und Klaus Geusen nach seiner Verabschiedung