„Sie haben Kunden, wir haben Fans“, nannte Fernando Carro einen der Unterschiede zwischen der Leitung eines klassischen Unternehmens und den Aufgaben eines im Sportbereich verantwortlichen Geschäftsführers. Der gebürtige Spanier (58), seit Juli 2018 Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH, war am Dienstagabend Gastredner beim November Stammtisch des Industrievereins Langenfeld in der Schalterhalle der Stadt-Sparkasse. Als jahrelanges Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Gruppe kennt er beide Seiten. Unterschiedlich sei zunächst die Zielsetzung, der Kaufmann strebt nach in Umsatz oder Gewinn messbareren Erfolgen, im Sport muss aus den vorhandenen Ressourcen ein sportlich maximales Ergebnis erzielt werden. Oder: während Firmen meist jährlich bewertet oder benotet werden, sind die Profi-Fußballer und ihr rund 40-köpfiges Umfeld in deutlich kürzeren Fristen unter Druck. Nicht zuletzt unterscheide sich die Außenwirkung, Fußball interessiert die Massen, erzeugt oft heftige Gefühle, entsprechend die stärkere öffentliche Wahrnehmung. Allerdings sieht der Manager Carro eine Gemeinsamkeit, „Personalentscheidungen sind das Wichtigste“. In der Diskussion blieb Carro keine Antwort schuldig, von der Super-League, über die Leistungen der Werks-Elf, den Trainerwechsel bis zur WM in Katar („freue mich auf den Sport“).
Bürgermeister Schneider hatte die undankbare Aufgabe, nach diesem spannenden sportlichen Höhenflug auf die Niederungen des kommunalen Alltags hinzuweisen. Die rund 100 Mitglieder und Gäste hörten von ihm über die aktuellen Folgerungen aus Corona, steigenden Flüchtlingszahlen und den Risiken der Energieversorgung, alles mit Auswirkungen auf den städtischen Haushalt. Schneider beklagte einmal mehr „durch nicht zu erledigende Projekte überfrachteten Haushaltsplanentwurf“. Die Stadt müsse sich weiterhin durch steuerstarke Ansiedlungen mit zusätzlichen Arbeitskräften bemühen, um das notwendige Steueraufkommen zu generieren.
Vorab hatte Vorsitzender Michael Becher die formelle Jahreshauptversammlung routiniert abgewickelt. Dem Rückblick, unter anderem auf Impfaktionen, Ukraine-Hilfe, Workshops, Schulprojekte und Stammtische folgte der Kassenbericht. Dem darin sichtbar gewordene Minus wird durch Sparmaßnahmen entgegengewirkt, „könnte auch für den städtischen Haushalt eine beispielhafte Idee sein“, so Becher. Kurt Seyboldt, jahrelang für die Mitgliederwerbung des Industrievereins zuständig, wurde mit Urkunde und Blumenstrauß für Ehefrau Ursel zum Ehrenmitglied ernannt. „180 Mitglieder sind zum großen Teil sein Verdienst“, dankte der Vorsitzende dem IVL-Urgestein. Beim traditionellen Grünkohlessen mit anregenden Gesprächen dankte Becher final der Stadt-Sparkasse für den gelungenen Abend.