Vorsitzender Michael Becher – Neuer Langenfelder Standortbotschafter; RP Interview zur aktuellen Lage

Am 03.10. 22 wurde IVL-Vorsitzedne Michael Becher anlässlich der Feier zum 74. Stadtgeburtstag von Bürgermeister Schneider zum Standortbotschafter ernannt (siehe Foto).

Am 06.10. erschien in der Rheinischen Post, Ausgabe Langenfeld/Monheim, ein Interview mit ihm zur aktuellen Situation der örtlichen Unternehmen. Hier der Wortlaut:

Die Themen Energieknappheit, Inflation und Fachkräftemangel beherrschen die öffentliche Diskussion. Speziell die Fragen zu Verfügbarkeit und Kosten der Energie sind für einige Mitglieder des Industrievereins (über)lebenswichtig.  In Gesprächen des IVL-Vorstands mit Bürgermeister Schneider und Stadtwerke-Chef Figge wurden die aktuellen Risiken diskutiert, bis hin zu den Worstcase-Szenarien eines länger andauernden „Blackouts“. Mit Michael Becher, seit November 2021 Vorsitzender des IVL, sprach die RP am Wochenende über die aktuelle Situation der örtlichen Unternehmen.

Sind die Betriebe auf solche Ausfälle vorbereitet?

Becher Ja und Nein; 25 Industriebetriebe in Langenfeld wissen aus Vorgesprächen mit den Stadtwerken, dass sie – nach einer entsprechenden Entscheidung der Bundesnetzagentur im Gas-Notfallplan – weniger oder gar kein Gas mehr bekommen. Die Produktion käme umgehend zum Erliegen, bei einem plötzlichen Gasmangel drohen sogar erhebliche Schäden.

Ähnliche Risiken drohen bei einem längeren Stromausfall. Wir sind mit den Stadtwerken im Gespräch, dass notwendige wechselseitige Informationen optimiert werden, beispielsweise durch Satellitentelefone und spezielle Notrufnummern-

Was kann die Stadt tun, um Produktionsausfälle mit den wirtschaftlich katastrophalen Folgen (Verlust von Arbeitsplätzen) zu vermeiden?

Becher   Erstens ist die Verwaltung in Abstimmung mit dem Gefahrenzentrum des Kreises Mettmann neben theoretischen Planungen bereits mit konkreter Vorsorgemaßnahmen und notwendigen Beschaffungen befasst, um Gas- oder Stromausfällen zu begegnen. Zweitens wurde begonnen, Energie zu sparen. Beleuchtung wird reduziert, Wassertemperaturen in Bädern und Sporthallen gesenkt, auf die Eisbahn verzichtet und weitere Ideen. Das reduziert einerseits den Verbrauch, zum anderen sollte es die Bevölkerung sensibilisieren, den Ernst der Lage zu erkennen. Alle Bürger, Arbeitnehmer und Unternehmen sollten durch zumutbare Einschränkungen helfen, den tatsächlich drohenden Verlust von Arbeitsplätzen zu vermeiden. Die Stadt selbst könnte durch eine Intensivierung bereits möglicher bei Windkraft- und Photovoltaikanlagen dauerhaft die Abhängigkeit von fragwürdigen Lieferanten reduzieren.

Sehen Sie bei der Fülle aktuell zusätzlicher Aufgaben = Kosten, die die Stadt bewältigen muss, das Risko einer Gewerbesteuererhöhung?

Becher  Viele Unternehmen sind durch die gestiegenen Energiekosten, die Einschränkung der Lieferketten, Fachkräftemangel, die gestiegenen Zinsen, Materialpreise und die allgemeinen COVID Folgen schon angeschlagen. Über diese schon vorhandenen Belastungen hinaus ist eine Erhöhung der Gewerbe- oder Grundsteuer für Unternehmen und auch Privatleute nicht mehr zu schultern. Der städtische Haushalt enthält dagegen auf der Ausgabenseite noch immer relativ viele Wunschvorstellungen.

Was raten Sie den IVL-Mitgliedern in diesen Zeiten?

Becher   Wir alle sollten trotz der schwierigen Situation unseren Optimismus behalten, nicht in Hysterie oder Schockstarre verfallen, besonnen bleiben, weiter konsumieren, die lokale Wirtschaft am Laufen halten. Es geht primär um den bewussteren Umgang mit (Energie)Ressourcen. Wenn wir nur allgemeinen Verzicht predigen, wird das neben dem Niedergang großer Teile unserer Wirtschaft eher zu allgemeiner Depression führen.

Der Standort Langenfeld insgesamt ist hervorragend, und gemeinsam können wir mit rheinischer Gelassenheit diese Krise bewältigen. Wir werden im Kontakt mit unseren Mitgliedern bleiben, sie weiter informieren.