Den traditionellen Stammtisch-Termin, den zweiten Dienstag in ungeraden Monaten, hat der Industrieverein beibehalten, aber wieder blieb statt des persönlichen Netzwerkens nur der Bildschirm. Diesmal begrüßte Vorsitzender Gerhard Witte unter anderem den FDP Europa-Abgeordnete Moritz Körner, der aus Brüssel zugeschaltet war. Der Langenfelder berichtete den rund 60 Zuhören von seiner meist digitalen Arbeit in Brüssel und Straßburg unter Corona-Bedingungen. Er versuchte zu erklären, warum die EU bei der Corona-Impfstoffbeschaffung so schlecht aussah. Die EU-Kommission, die über keine eigene Kompetenz im Gesundheitssystem verfügte, sollte zwar die grundsätzlichen Fragen regeln, während die Beschaffung der Impfstoffe den einzelnen Ländern überlassen blieb. Die mit erheblichen finanziellen Mitteln agierenden Mitbewerber (USA, GB, Israel) waren im Vorteil, während die Europäer zunächst das Hauptaugenmerk auf die 750 Milliarden-Hilfe für die eigenen Volkswirtschaften richteten. Körner verglich die Entscheidungsfindung in der EU mit der inzwischen auch kritisch gesehenen deutschen „Ministerpräsidentenrunde“. Er hoffe darauf, dass die EU daraus gelernt habe, um bei zentralen Krisen zukünftig schneller und effizienter zu entscheiden. Etwas neidvoll hörten die Langenfelder, dass Moritz Körner vor wenigen Tagen in der belgischen Außengastronomie endlich wieder ein leckeres Bier trinken konnte. Der folgende gedankliche Weg zu einer spontanen Einladung des Industrievereins nach Brüssel war nachvollziehbar, und stieß auf Interesse.
„Der Weg zum Reisen ist das Impfen“, leitete Moderator Michael Becher zur Diskussion mit Dr. Christoph Fliegner über. Der Langenfelder Mediziner hat inzwischen weit mehr als 1000 Impfungen über seine Hausärztepraxis organisiert, städtische Impfaktionen betreut und konkrete Ideen für eine weitere Intensivierung der Impfungen, z.B. in Langenfelder Unternehmen oder eine große Stadt-Aktion. Einziges Problem: Der fehlende Impfstoff „Montags bestelle ich, donnerstags weiß ich, welchen Impfstoff in welchen Mengen ich in der nächsten Woche anbieten kann“, schildert Fliegner die Praxis. Auf Fragen erläutert er anschaulich die Impfstoffe, die Zwischenräume zwischen den Impfungen, heterologe Impfungen, die Bürokratie und die zunehmende juristische Aufklärungsarbeit.
Bürgermeister Schneider berichtete, dass die wirtschaftliche Lage (abgesehen von Gastronomie und Hotels) „nicht schlecht“ sei. Die Gewerbesteuerzahlungen entsprechen den Vorjahren und Erwartungen. Die Arbeitslosenquote in Langenfeld ist mit 5 Prozent sehr niedrig, vor Corona lag sie bei 4,3 Prozent. Sorge bereitet ihm die kippende Stimmung in der Bevölkerung, die sich auch in zunehmender Aggressivität zeige. Die hohen Inzidenzen seien zu 99 Prozent auf private Kontakte zurückzuführen.