Die erste Präsenzveranstaltung nach 16 Monaten Corona-Pause nutzte der Langenfelder Industrieverein, um mit den vier Bundestags-Kandidaten im Südkreis Mettmann ins Gespräch zu kommen. Der Grillplatz am Rande der Wasserskibahn in Berghausen war vom Team um Seniorchef Johannes Süß zur optimalen Out-Door-Location hergerichtet, bei der die rund 150 Gäste alle noch geltenden Hygieregeln einhalten konnten.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Gerhard Witte, übernahm Michael Becher die Moderation. Die Kandidaten hatten jeweils fünf Minuten Zeit, sich individuell vorzustellen. Danach folgten zwei Fragen, die sie vorab kannten und nacheinander beantworten sollten. Es ging um die Finanzierung der Corona-Folgen, und was die Kandidaten – im Falle ihrer Wahl – in Berlin für den Standort Langenfeld tun könnten. Für die CDU (Dr. Klaus Wiener) und die SPD (Christian Steinacker) waren die tatsächlichen Kandidaten vor Ort. Bei Bündnis 90/Die Grünen vertrat der Verwaltungswissenschaftler Michael Merkel den in Urlaub weilenden Roland Schüren, Dr. Mirko Bange (FDP), Richter am Landgericht, vertrat Nicole Burda.
Wiener aus Haan stellte sich als Kandidat vor, der als studierter Volkswirt mit internationaler Berufserfahrung den ökonomischen Sachverstand mitbringt, der jetzt gebraucht wird. Nicht mit Verboten, sondern mit Angeboten müsse Politik gemacht werden. Der Monheimer Steinacker, Integrationshelfer, plädierte für einen gerechteren Ausgleich der Gesellschaften und eine Ausgewogenheit zwischen Staat und Wirtschaft. Merkel erinnerte an die Notwendigkeit der Ökologischen Wende, und beschrieb den Kandidaten Schüren als einen Macher, der seit Jahren mit praktischen Beispielen auf diesem Weg vorangehe. Bange verwies auf die klassischen wirtschaftsliberalen Ziele der Partei und die erfolgreiche Arbeit als Teil der Landesregierung NRW.
Die Corona-Lasten will die CDU aus bestehenden Steuertöpfen finanzieren, Wiener rechnet die Steuermehreinnahmen von 2010 bis 2019 vor, und lehnt Steuererhöhungen ab „Wir haben die zweithöchste Steuerquote in der EU“. Die SPD möchte den Faktor Arbeit steuerlich entlasten, „wer bisher schon kämpfen musste, hat es jetzt noch schwerer“, so Steinacker. Die Grünen denken an konkrete zusätzliche Hilfen für besonders betroffene Branchen. Merkel möchte „zusätzlich durch Bürokratieabbau das Wirtschaftswachstum fördern“. Die FDP vertraut der Marktwirtschaft, „weniger Bürokratien, keine Steuererhöhungen, Beendigung von Staatbeteiligungen“, kommentiert Bange.
Die Frage, was die Kandidaten in Berlin für Langenfeld tun können, bleibt im Allgemeinen. Auf Bundesebene können nur Rahmenbedingungen für alle Gemeinden behandelt werden. Forderungen nach Bürokratieabbau und Erleichterung von Gründungen sind „wohlfeile Worte“, wie einer der Teilnehmer feststellte, und es blieb die gemeinsame Feststellung „Wir haben kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem“.
Dank der straffen Diskussionsleitung blieb Zeit für ausführliche Gespräche, und Gerhard Witte und Michael Becher freuten sich, endlich wieder die Vereinsmitglieder persönlich zu treffen und dass die angekündigten Regengüsse erst am späten Abend einsetzten.