Künstliche Intelligenz, kurz KI, – das beherrschende Thema öffentlicher Diskussionen, Erwartungen und Bedenken lockte fast 130 Zuhörende am Dienstagabend zur Mitgliederversammlung des Industrievereins in die Dückeburg. Achim Berg, früher im Konzernvorstand von DAX-Unternehmen und von 2017 bis 2023 Präsident des Branchenverbandes Bitkom, gelangen verständliche Erklärungen wie KI eigentlich funktioniert, er erklärte Anwendungen in der Praxis und wagte einen vorsichtiger Ausblick. Die extrem wachsenden Fähigkeiten sind vor allem auf sprunghaft gestiegene Rechnerleistungen zurückzuführen, die riesige Datenmengen in Sekundenbruchteilen verarbeiten und dabei selbst „dazulernen“. Dahinter steckt keine Intelligenz, vielmehr eine optimal beschleunigte Wahrscheinlichkeitsrechnung. Beispielhaft nannte er die Anrufe in Callcentern, die -angeblich zu Kontrollzwecken – aufgezeichnet werden, aber auch genutzt werden, um die KI-unterstützte Kundenbetreuung zu optimieren. „Im Idealfall findet der Kunde aus dem Rheinland dann einen Ansprechpartner, der auch seinen Dialekt spricht“. Berg zeigte aber auch, wie leicht Fotos zu manipulieren sind. „Glauben Sie nicht, was Sie sehen“, warnte er. Hilfreich sind vor allem die KI-Entwicklungen in der Medizin. Vielfach können solche automatisierten, intelligenten Bildauswertungen Biopsien vermeiden. Kritisch sieht Berg die beginnende Überregulierung der KI-Möglichkeiten in Deutschland und den extremen Stromverbrauch der Systeme. Sein Fazit „Die Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben“. Er rät Unternehmen, die sich dem Thema öffnen, es unbedingt als „Chefsache“ anzusehen.
Vorab hatten die Vereinsmitglieder die alljährliche Mitgliederversammlung im vorweihnachtlich geschmückten Veranstaltungsraum der Dückeburg in einer knappen halben Stunde absolviert. Der Bericht des Vorsitzenden streifte die weltweiten Krisen bis zu nationalen und lokalen Problemen, wie die kritische Finanzsituation der kommunalen Selbstverwaltung. Er plädierte für verstärktes gesellschaftliches Engagement jedes Einzelnen. „Kommunales Leben erfordert aktive Teilnahme“. Dazu folgte der Rückblick auf die vielen, gelungenen Aktivitäten des Vereis in 2024. Die beantragte Beitragserhöhung wurde einstimmig angenommen, „ um eine finanzielle Rücklage für Unvorhergesehenes zu schaffen“.
Bürgermeister Frank Schneider dankte in seinem Grußwort den Langenfelder Unternehmen für rund 77 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen, „die einzige Stadt in der Region mit steigenden Gewerbesteuereinahmen“, und freute sich über die Ansiedlung weiterer, expandierender Firmen. Die Ausgabenseite mit den vom Land verursachten Kosten (Offener Ganztag ab 2026; 40 Millionen Euro für Umbauten, oder 6 Millionen Euro für neue Flüchtlingsunterkunft) und steigenden Umlage-Forderungen des Kreises (43 Millionen Euro in 2024, 56 Millionen Euro in 2026) verlange allerdings weitere Konsolidierungsbemühungen. Auch mit Blick auf die planmäßigen Entwicklungen auf dem früheren ara-Gelände und bei Neumann & Büren sehe er mit Optimismus ins neue Jahr.
Text & Fotos: Martin Mönikes