Stammtisch im Briefverteilzentrum mit Referat von Hr. Figge (Stadtwerke)

Der September-Stammtisch des Langenfelder Industrievereins ermöglichte rund 50 Mitgliedern einen Blick hinter die Kulissen des Briefverteilungszentrumszentrum an der Elisabeth-Selbert-Straße. Ehe Manfred Born, der stellvertretende Leiter eines der neun größten deutschen Verteilzentren („XXL“), grundsätzliche Aussagen zur Arbeit und Zielsetzung der Deutschen Post machte, wurden die Gäste in Kleingruppen durch die riesige Halle geführt. Zwei bis drei Millionen Sendungen täglich werden im Drei-Schichtbetrieb von 500 bis 600 Mitarbeitern sortiert. Feinste Technik, wie kilometerlange Förderanlagen unter der Decke oder kraftschonende Bedienung an den einzelnen Kommissionierungsplätzen ermöglichen die Codierung von 40.000 Sendungen stündlich. Handarbeit ist noch immer notwendig; einzelne Maschinen stoßen bei handgeschrieben Adressen an ihre Leistungsfähigkeit. Dann wird die Anschrift auf Monitoren in einen Nebenraum übertragen, dort von Menschen „entziffert“ und läuft dann für das System lesbar weiter. Die Besucher lernten auch, dass Briefmarken Leuchtstoffteile enthalten, die das maschinelle Sortieren erleichtern. Großbriefe sind rückläufig, was deutlich zunimmt sind „warentragende Sendungen“, die in allen möglichen Formen und Größen anfallen und vielfach händisch sortiert werden müssen. Geplant ist dafür zeitnah die Nutzung spezieller Sortiermaschinen, vielleicht in einem Anbau. Die letzte größere Investition war eine in der Nacht arbeitende Maschine, die stündlich 30.000 Sendungen für die Briefträger der Region die Post „in der Gangfolge“ sortiert. „Die Zusteller können viel Sortierarbeit sparen, um mehr Zeit für ihr Revier zu haben“, so die Zielsetzung.

Manfred Born, auch Leiter der Personalabteilung, erläuterte folgend die stetige Entwicklung der Brief- und Paketsendungen und sprach über die geplante stärkere Vernetzung der beiden Formate. Er stellte die erfolgreichen Bemühungen der Deutschen Post vor, sozial, nachhaltig und integrativ zu sein. Als Beispiele nannte er die Tarif-Gebundenheit und – in seinem Einflussbereich mit fast 6.000 Mitarbeitern – den Einsatz von Beschäftigten aus 83 Nationen und bereits 60 Prozent „grüner“ Zustellbezirke.

Stefan Figge, Geschäftsführer der Langenfelder Stadtwerke, stellte sich der Herausforderung, den Unternehmern über die aktuelle Entwicklung der Strom- und Gaspreise zu berichten. Es gelang ihm, mit einer gut strukturierten Präsentation einerseits die Fakten und Risiken zu beschreiben, andererseits keine übertriebenen Ängste zu befeuern. Der extreme Anstieg der Gaspreise ist primär auf das fehlende russische Gas zurückzuführen, das nicht zu kompensieren ist. Ersatz kann nur sehr teuer beschafft werden. Die deutschen Gasspeicher sind zu 88 Prozent gefüllt, das heißt: Ein normaler Winter kann geschafft werden, aber eine Wiederbefüllung in 2023 setzt weitere Einsparungen voraus.

Die Stadtwerke werden größtenteils von Uniper mit Gas versorgt. Das Gas wird von den Stadtwerken regelmäßig kontinuierlich drei Jahre im Voraus gekauft. Uniper ist inzwischen vom Staat gestützt, weil als systemrelevant eingestuft, so dass die Versorgung der Stadtwerke gesichert ist. Die weitere Preisentwicklung bei Gas und Strom abzuschätzen, – so Figge – „ist der Blick in die Kristallkugel“, allerdings „eine Rückkehr zu alten Preisen ist nicht zu erwarten“. Vielmehr sollten sich die Kunden vorerst auf weiter steigende Preise einstellen, da in den aktuellen Preiserhöhungen vornehmlich die staatlichen Umlagen weitergegeben wurden. Die erhöhten Beschaffungskosten für Strom und Gas seien aktuell je nach Anbieter und Beschaffungsstrategie noch nicht vollumfänglich eingepreist.

Auf Nachfragen der Unternehmer nach Gas-Alarmstufen oder drohenden Strom-Blackouts, macht Figge deutlich „Langenfeld ist vorbereitet“, auch in ständiger Absprache mit dem Planungsstab der Stadt und auch neuerdings mit dem Gefahrenabwehrzentrum des Kreises. So ist beispielsweise zur Sicherung der Trinkwasserversorgung (Pumpen für die Trinkwasserbrunnen brauchen Strom) Vorsorge getroffen. „Für den Gas-Notfall gibt es klare Regelungen“, viele Verbraucher sind „schützenswerte Kunden“, letztlich wären zuerst große industrielle Abnehmer betroffen. Die Bundesnetzagentur entscheidet primär, ehe lokale Entscheidungen notwendig würden. Aktuell geht es darum, die Stammdaten zu aktualisieren und mit eventuell betroffenen den Kunden Vorgespräche zu führen. Aus der Runde kam auch die Frage, ob es auch bei den Stadtwerken zum Problem wird, wenn viele Kunden die erhöhten Vorauszahlungen nicht leisten können. Das Risiko sei unbestritten, – so Figge – wie im einem früheren RP-Gespräch gesagt, hoffe er auf staatliche Hilfen.

Figge versprach, mit dem IVL weiter Kontakt zu halten und für Fragen zur Verfügung zu stehen.

Die Eindrücke aus der Besichtigung des Briefverteilungszentrums und die Informationen zur Energieproblematik boten viel Gesprächsstoff für den anschließenden Gedankenaustausch bei dem sich Vorsitzender Michael Becher ausdrücklich für die Gastfreundschaft der Deutschen Post bedankte.