Digitalisierung beherrscht unser Leben. Wenn der Spruch „In der Schule lernen wir für das Leben“ richtig ist, sollten dort auch möglichst früh erste IT-Grundkenntnisse vermittelt werden. In Langenfeld startete jetzt an der Grundschule Am Brückentor in beiden vierten Klassen (Delfine und Bienlinge) ein Pilotprojekt. Der Langenfelder IT-Unternehmer Martin Ohlendorf übernahm die Schirmherrschaft und stellte zwei seiner Mitarbeiter zur Verfügung, Marvin Jander, früherer BvA-Absolvent, hat die Ausbildung zum Fachinformatiker gerade abgeschlossen, Vincent Fiedler ist im ersten Ausbildungsjahr. Das Team verstärkte Philipp Paeßens, aktuell Praktikant von der Kopernikus-Schule. „Für die jungen Mitarbeiter in Ausbildung ist das eine tolle Chance, sich weiterzuentwickeln und ihre Persönlichkeit zu stärken“, so Martin Ohlendorf.
Zunächst weckten die beiden „Dozenten“ mit einem bunt-blinkenden Dash-Roboter, der durchs Klassenzimmer gesteuert wurde, das Interesse der Kids. Ziel des Projekts ist es, dass die Kinder im interaktiven Tun erste Programmier-Schritte kennen lernen. Interessierte Beobachter der ersten Begeisterung war neben der Schulleiterin Susanne Hänsch und der Vier A-Klassenlehrerin Silke Mühlnickel auch Mario Schwarz aus Wermelskirchen vom Verein RockID.one, die vor gut zwei Jahren das Modell „Azubis an Schulen“ an den Start brachte. „Auch eine Reaktion auf den Mangel an Fachlehrern an den Schulen“, so Schwarz.
„Voraussetzungen waren das Interesse des Kollegiums und die technische Ausstattung, hier verfügt jeder Schüler über ein iPad“, so Hänsch, und auch die Eltern wurden durch einen speziellen Infoabend eingebunden. Das Projekt umfasst – Corona bedingt verkürzt- insgesamt vier Doppelstunden pro Klasse, die vierzehntägig stattfinden sollen, und endet vor den Sommerferien. Im ersten Anlauf oblag es den Schülern, auf dem iPad selbst einen Steckbrief über den Roboter zu schreiben, wobei sich kreative Phantasie und Wahrheit fröhlich mischten. Die Schulleiterin lobte anschließend die jungen Herren für ihre „gelungene sprachliche Einstellung auf die Kinder und ihre klare Kommunikation“.
„Die Azubis müssen nicht unbedingt aus der IT-Branche kommen“, kommentierte Peter Gathen, Ex-Schulleiter der BvA und jetzt für den Industrieverein mit dem Kontakt Schule/Wirtschaft beauftragt, die grundsätzliche Idee. Gathen hatte auch den Kontakt der ITbauhaus zur Schule am Brückentor vermittelt. Ziel von Ohlendorf und Gathen ist es, weitere Schulen und Betriebe zu solcher Zusammenarbeit zu animieren. „Die Entwicklung der eigenen (jungen) Mitarbeiter wird gefördert“. Die Fähigkeiten, sich auf solche Auftritte vorzubereiten, auf Zielgruppen einzustellen, vor anderen Menschen zu sprechen, und je nach Verlauf flexibel reagieren zu können, wird trainiert. „Auch der Arbeitgeber profitiert letztendlich davon, und schließlich können Unternehmen nicht früh genug spätere Azubis kennenlernen und sich bekannt machen“, fasst Gathen zusammen.
Info:
Für die Digitalisierung fehlt immer mehr Personal. Branchenübergreifend ist die Zahl freier Stellen für IT-Fachkräfte 2021 auf 96.000 gestiegen. Das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr, als quer durch alle Branchen 86.000 Jobs unbesetzt blieben. Quelle: Bitkom-Studie aus Januar 2022 zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte. „Der IT-Fachkräftemangel trifft im Übrigen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Staat, der bei der Besetzung von IT-Jobs oft das Nachsehen hat“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.